Eurythmie/Heileurythmie

Gruppeneurythmie

Zur Waldorfpädagogik gehört auch die Eurythmie. Als Bewegungskunst erreicht sie das Kind über das Künstlerisch-Schöpferische, welches im Kindergartenalter ganz besonders noch den Wesenskern des Kindes prägt.

Alle Kinder einer Gruppe bewegen zusammen mit dem Eurythmisten kleine Geschichten, die besonders an den Jahreszeiten und den Jahresfesten orientiert sind. Es ist die Welt der Bäche, Winde, Steine, Pflanzen, Tiere, der Zwerge, Handwerker, Ritter, des Wachsens, Blühens und Vergehens, der Sonne, des Mondes und der Sterne, die mit elementaren Bewegungen der Eurythmie lebendig wird. Im eigenen Bewegen wird da die Welt nachahmend zum empfindsamen Erlebnis.

Die schönen und harmonischen Bewegungen der Eurythmie sind dabei abgestimmt auf die Altersgruppe des ersten Jahrsiebts. Hinter den eurythmischen Bewegungen stehen Kräfte des Wachsens, Formens und Lebens. Sie werden durch das gemeinsame Eurythmisieren erfrischt und gekräftigt – die Kinder so dabei unterstützt  besser auf die Erde zu kommen und ihren physischen Leib auszugestalten sowie zu ergreifen. Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn werden belebt und die Nachahmung als Mittel der Welterschließung gefördert.

Die Bewegungen der Eurythmie entsprechen den formenden Vorgängen, die der Mensch bei der  sprachlichen Lautbildung macht.  Auch Naturvorgänge, Rhythmen oder allgemeine Lebensprozesse gehören zu den elementaren Bewegungen der Kindergarteneurythmie. Die künstlerische Einbindung der Elemente in Bilder, Geschichten, Sprüche und Lieder erreicht das Kind in Leib, Seele und Geist.

„Da diese Eurythmie hervorgeholt ist aus der vollen inneren Gesetzmäßigkeit des menschlichen Organismus, wirkt sie wiederum zurück auf die Organisierung des gesamten Menschen in gesundender Weise.“ (Rudolf Steiner, Vortrag 24.11.21, Oslo)

Peter Grzeskowiak ( Dipl. Eurythmist (BVDE), Eurythmielehrer )

Heileurythmie

Die Heileurythmie ist eine Bewegungstherapie, die Rudolf Steiner für die anthroposophische Medizin und die Waldorfpädagogik entwickelt hat. Sie wirkt heilend bei akuten und chronischen Erkrankungen und unterstützt die kindliche Entwicklung in körperlicher, seelischer und geistiger Hinsicht. Dabei können Entwicklungsschritte gefördert oder Einseitigkeiten ausgeglichen werden.

So wird mit den heileurythmischen Übungen zum Beispiel gezielt die Grob- und Feinmotorik geschult, die seelische Ausgeglichenheit gefestigt oder die gesamte Konstitution des Kindes gestärkt. Schüchterne oder unruhige Kinder beispielsweise lernen sich besser zu spüren, kommen mehr zu sich und werden selbstsicherer. Kinder aus problematischen Situationen können wieder eine Hülle aufbauen und lernen sich wohl zu fühlen.

In der Therapiestunde erübt das Kind Bewegungen, die an den Lauten der gesprochenen Sprache orientiert sind. Die Vokale und Konsonanten werden in Bewegung umgesetzt. Das übende Kind verbindet sich so mit den geistigen Urbildern der Laute, von denen eine heilsame Wirkung auf den Menschen ausgeht.

Wie wir unser Befinden z.B. in der Mimik nach außen zeigen, wirken die Bewegungen der Heileurythmie umgekehrt von außen nach innen. Spielerisch werden die Übungen individuell an das Kind herangebracht mit kleinen Geschichten, Sprüchen, Rhythmen und musikalischen Elementen, um einen möglichst erlebnisreichen Eindruck zu erreichen, damit die Bewegungen seelisch erfüllt werden. Die anschließende Ruhezeit dient der Integration der geübten Bewegungen und den daran geknüpften Erlebnissen.

Eine Heileurythmieepoche dauert je nach Bedarf ungefähr zwei Monate und kann nach einer Ruhezeit wiederholt werden. Nach einem Aufnahmegespräch mit den Eltern über die bisherige Entwicklung und die gegenwärtige Situation des Kindes wird unter Berücksichtigung einer möglicherweise vorliegenden ärztliche Verordnung, den Erfahrungen der Erzieher und anderer Therapeuten ein individueller Übungsplan erstellt. Bei einer ärztlichen Verordnung kann auch eine Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse erfolgen. Eine Therapiestunde dauert 30 Minuten.

Neben der Prophylaxe sollen hier noch einige mögliche Indikationen für die Heileurythmie genannt werden: Konzentrationsstörungen, Zappeligkeit, Ängste, Aggressivität, Augen-, Zahn-, Sprach und Hörstörungen, Legasthenie, Depression, Gewichtsprobleme, Allergien, Asthma, Neurodermitis, Schlafprobleme, Bettnässen, organische Erkrankungen u.a.

Peter Grzeskowiak ( Dipl. Heileurythmist (BVHE) )