Die Sinne
Die Waldorfpädagogik misst der Sinneserziehung eine zentrale Rolle zu. Die Sinne haben eine große Bedeutung für die Entwicklung des Kindes. Erhalten sie keine Anregungen, verkümmern sie. Das Kind ist in den ersten sieben Jahren Sinnesorgan. Alle Sinneseindrücke wirken noch unmittelbar auf den physischen Organismus und prägen dessen Aufbau. Man kann sagen, in diesem frühen Alter werden Sinneseindrücke noch gleichsam einverleibt. Dabei unterstützen nur anregende Sinneseindrücke einen gesunden Leibaufbau, nicht aber eine Reizüberflutung. Die Sinne vermitteln dem Kind zunächst ungefilterte Eindrücke. Es ist mit all seinen Sinnen unmittelbar mit der Umgebung leiblich und seelisch-geistig verbunden. Das Kind nimmt die Welt so wahr, wie sie sich durch seine Sinne offenbart. Erst allmählich lernt es durch Erfahrung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Innen und Außen, zu unterscheiden.
Das Kind will mit allen Sinnen erleben, sich mit dem ganzen Körper bewegen, mit Händen und Füßen tätig sein, seine Umwelt ergreifen, begreifen. Die schönsten Spiele entstehen dort, wo es „nichts“ zum Spielen gibt, es aber sinnlich stark angeregt wird, z.B. in der Natur. Am Strand mit Wasser, Sand und Muscheln wird endlos Sandgebäck fabriziert, werden Sandburgen gebaut oder Muschelsuppe gekocht, im Kaufladen gibt es verschiedene Muscheln, Steine und Algen zu kaufen. Oder im Wald, in dem aus Ästen und Stöcken Zelte und Hütten wachsen, in dem aus Rinden, Moos und Blumen kleine Schiffe entstehen, in dem man Versteck spielen kann.
Im Waldorfkindergarten haben wir schon durch die Auswahl der Spielmaterialien eine vielfältige Sinnesanregung. Das kleine Kind reagiert unmittelbar körperlich und gefühlsmäßig auf alle Sinneseindrücke, nicht über den Verstand. Ein komplexer Sinneseindruck, der viele Qualitäten aufweist, führt zu einer differenzierten Vernetzung im Gehirn, wobei auch die Gefühle beteiligt sind. Dies ist für die späteren kognitiven und sozialen Fähigkeiten von großer Bedeutung.
Die Pflege der Sinne erfahren die Kinder im Angebot unserer Tätigkeiten.
Dabei nutzen wir die Möglichkeit, die Sinne spielerisch und nach individueller Entwicklung des Kindes zu fördern. Durch entsprechende Tätigkeiten und die Gestaltung der Tage, der Wochen und des Jahreslaufes achten wir darauf, dass viele freie (Freispiel im Raum und im Garten) wie auch geformte, bewusst geführte Bewegungsphasen (z.B. Eurythmie, Bewegungsspiele, Bienenwachskneten, Aquarellbilder malen) zum Tragen kommen.